Bunter Hund by Wolff Nora

Bunter Hund by Wolff Nora

Autor:Wolff, Nora [Wolff, Nora]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: LGBT
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


10

Maxi

Ich höre, wie er geht, rühre mich aber kein Stück vom Fleck. Wenn es nach mir ginge, müsste ich mich sowieso nie wieder bewegen. Ich fühle mich so schlapp, ausgelaugt und müde, als hätte ich gerade eine Weltumrundung hinter mir. Zu Fuß. Könnte daran liegen, dass ich in der Nacht kaum geschlafen habe, weil mein blöder Schädel keine zwei Minuten lang Ruhe gegeben hat. Stattdessen hat er mir ziemlich sadistisch immer und immer wieder die halbe Stunde hier auf der Couch vorgespielt.

Ich habe ja schon, als es passiert ist, gedacht, schlimmer kann’s nicht mehr werden. Oder was zum Teufel mich eigentlich geritten hat. Oder warum ich so bescheuert gewesen bin, alles so falsch einzuschätzen. Oder ab welchem verdammten Zeitpunkt sich das Blatt so phänomenal in die falsche Richtung gewendet hat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mir nicht eingebildet habe, Vince geküsst zu haben. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto verschwommener werden die Erinnerungen.

Wollte er mich überhaupt küssen? Hat er sich gewehrt? Habe ich mich ihm aufgedrängt? Ich meine, klar habe ich das gemacht, aber... so sehr? Kann ich denn so bombastisch von mir selbst überzeugt sein, dass ich nicht merke, wenn ich jemand anderes total ankotze?

Fuck. Aber er hat doch zurückgeküsst! So was kann ich mir doch nicht einbilden! Genauso wenig wie diese verfluchte Hormonfontäne, die mich für einen Augenblick völlig überwältigt hat.

Das andauernd im Kopfkino wieder vorgespielt zu bekommen, um vielleicht herauszufinden, wo der Fehler gewesen ist, ist echt hart. Und tut weh. Jedes Mal ein bisschen mehr. Und es wird jedes Mal ein bisschen schlimmer. Ich Vollidiot.

Verzweifelt fahre ich mir mit einer Hand durchs Haar, strubble es durcheinander und kralle mich schließlich an einzelnen Strähnen fest.

Scheiße, Scheiße, Scheiße.

Und Britta hat noch großspurig gemeint, ich würde Vince nur für mein Ego rumkriegen wollen. Ha! Also, das würde sich definitiv nicht so vernichtend anfühlen.

Zugegeben, ist mir noch nie passiert, dass ich nicht bekommen habe, was ich haben wollte, aber trotzdem würde sich ein angekratztes Ego bestimmt anders anfühlen. Wahrscheinlich wäre ich angefressen und sauer und frustriert und sicherlich auch ein wenig verzweifelt und angeschlagen, aber ich hätte garantiert nicht diesen stetigen Druck auf der Brust, der sich wie ein Geschwür an mein Herz klammert. Gar nicht wie ein richtiger Schmerz, als wenn mich jemand geschlagen hätte oder so, sondern eher... wie das niederschmetternde Gefühl, in einer aussichtslosen Situation zu stecken. Es geht nicht vorwärts und nicht rückwärts, weil man mittendrin ist und nicht zurück will, aber auch nicht nach vorne gelassen wird.

Shit. Britta wird sich totlachen. Maxi ist unglücklich verliebt, haha.

Tatsächlich sagt sie so was Ähnliches, als ich mich am späten Vormittag bei ihr melde.

»Oh.« Schweigen. »Aber... na ja, jetzt weißt du wenigstens mal, wie sich der Ottonormalmensch fühlt.«

Wahnsinn.

»Vielen Dank für diese aufbauenden Worte, jetzt kann ich mich ruhigen Gewissens von der nächsten Brücke stürzen!«

»Ach, komm, hör’ auf mit dem Gequatsche. Das ist eine Erfahrung, die man auch mal machen muss.«

»Tolle Erfahrung.« Hätte ich gut und gerne drauf verzichten können.

»Na ja, aber jetzt besteht wenigstens kein Grund mehr für dich, noch länger bei ihm zu bleiben.



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